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Jean
de Bougy
Jean de Bougy (Jean le Reverend de Bougy) war Lieutenant-Général
in der französischen Armee König Ludwig des XIV.
Alexandre
Dumas übernimmt für seinen Helden d´Artagnan in
den Büchern "Drei Musketiere", Zehn Jahre später"
und "Zwanzig Jahre später" viele Details aus dem
Leben Bougys. Hierzu die Übersetzung des Artikels über
ihn aus Pierre Bayle, "Dictionnaire historique et critique":
REVEREND
DE BOUGY, Jean, Marquis de Bougy & Generalleutnant der französischen
Armee unter König Ludwig XIV bewährte sich in tausend Gefechten
mit Herz und Geist und durch seine unbestechliche Treue, die ihn
stets im Dienste seines Herrn gehalten hat, zu einer Zeit, als so
viele andere mit der Partei der Rebellen im letzten Bürgerkrieg
(Fronde)(a) koalierten. Er war reformierter Religion, stammte aus
einer alten adeligen Familie aus der Basse-Normandie (A) und war
der Jüngste von 16 Geschwistern (b). Mit 12 Jahren wurde er Kadett
im Garderegiment. Er arbeitete sich von Rang zu Rang hoch, war zunächst
Kornett, dann Kapitän der leichten Kavallerie und schließlich Feldmeister
(c). Er war Kornett der "Gendarmes" (ANM: Regiment der Leichten
Reiter der Königlichen Garde) des Marschall de Gassion (d), der
ihm soviel Freundschaft und Wertschätzung entgegenbrachte (B), dass
dies allein uns schon von seiner Bravour und seinen anderen
militärischen Tugenden überzeugen kann.
Es
fehlte ihm nicht an Dankbarkeit und er vertrat die Interessen seines
Marschalls mit derartiger Hartnäckigkeit, dass Kardinal Mazarin
ihn nie von diesem loslösen konnte. Seine Eminenz setzte ihm dieserhalb
heftig zu, wenn er zu Hofe kam, um einzurenken, was das heftige
und allzu kühne Betragen des Marschalls (ANM: seiner Eminenz gegenüber)
verdorben hatte (e). Sie (die Eminenz) vermochte sich Monsr. de
Bougy erst richtig nach dem Tod von de Gassion zu attachieren (C).
Die Dienste, die er während des Bürgerkrieges (Fronde) leistete,
waren gross und wichtig, und man bekam einen so guten Eindruck von
seinem Verhalten und seiner Treue, dass man ihn auswählte Kommandeur
und Anführer der Truppen zu werden, die in unmittelbarer Nähe des
Königs bleiben würden, welcher Aufgabe er sich so gut entledigte,
dass er die Rebellen, welche ihn daran hindern wollten, die Loire
bei La Charité zu überqueren, erfolgreich schlug, sodann ins Berri
eindrang, wo er den gegnerischen Anführer zwang die Stadt Bourges
aufzugeben, in der der König kurze Zeit später empfangen wurde (f).
Zuvor hatte er die Belagerung von Chateau Portien kommandiert, was
den König dazu zwang, ihm nach der Eroberung der Stadt dort den
Gouverneursposten zu geben.
Er zeichnete sich bei der Eroberung von Mas d´Agenois aus... und
beim Rückzug von Saint Andras, und bei vielen anderen Gelegenheiten,
wo er bei einer derselben als Generalleutnant nach tapferem Kampf
und Widerstand bis zuletzt im Jahre 1653 gefangengenommen wurde
(g). Man erlaubte ihm auf Ehrenwort zum Hof zurückzukehren (h) und
nachdem er ausgetauscht worden war (ANM: gegen einen Gefangenen
des anderen Lagers), zog er sich in die Guienne zurück, wo er 1654
Marie de la Chausade de Callonge heiratete, eine sehr reiche Erbin,
von der nur ein Sohn übrig blieb (D).
Die Mutter des Königs und der Kardinal Mazarin mischten sich sehr
wohlwollend in diese Eheschliessung ein und vergaßen dabei nicht,
von den guten Diensten des Vaters des Fräuleins zu berichten (F).
Er (Bougy) diente im selben Jahr in Katalonien unter dem Prinzen
von Conti und auch in den die folgenden Jahren bis 1657. Da wurde
er gezwungen Diensturlaub einzureichen, um nach Montpellier zu gehen
und sich dort wegen eines Lungenleidens behandeln zu lassen. Dieses
hatte er sich eines Nachts in den Bergen zugezogen, wo er im Schlafe
ganz von Schnee bedeckt wurde. Er fand keine Erleichterung in Montpellier
und auch nicht in Bordeaux und zog sich deshalb in sein Haus in
Callonge zurück. Dort starb er 1658 im Alter von vierzig Jahren.
Es gab große Beileidsbekundungen von allen Seiten. Der König, die
Königin und Kardinal Mazarin taten der Witwe die Ehre, ihr Trostbriefe
zu schreiben. Er hätte eine bessere Karriere machen können, wenn
er katholisch gewesen wäre. Die Königin und der Kardinal hatten
ihn mehrmals schriftlich dazu aufgefordert, die Religion zu wechseln.
Dann hätte er keine Hindernisse bei seinem weiteren Aufstieg gehabt.
Man hätte ihm den Marschallstab gegeben und den Gouverneursposten
seiner Wahl: Er hätte nur konvertieren müssen. Seine Antwort war:
Wenn er sich dazu entschließen könnte, seinen Gott für den Stab
eines Marschalls von Frankreich zu verraten, dann hätte er ja auch
gleich den König für ein lächerliches Nichts verraten können. Er
sei nicht in der Lage, weder Gott noch den König zu verraten. Er
gebe sich damit zufrieden, dass man mit seinen Diensten zufrieden
sei, und dass nur die Religion verhindere, dass er dafür seinen
Dank bekomme (i).
Der König hatte seine Herrschaft Bougy in der Basse-Normandie zum
Marquisat erhoben: Da aber diese Ländereien von verschiedenen Grundherren
abhingen, gab es bei der Registrierung der Urkunde derart viel Gegenwehr,
dass sie nie in Kraft trat. Daher kommt es, daß man die Errichtung
(des Marquisats) auf die Baronie von Callonge übertrug, welche direkt
vom König abhängt. Die Verleihungsurkunde wurde im November 1667
abgesandt. Sie wurden in der Verwaltungskammer am 9. September 1669
registriert. Ich hab sie gelesen und habe darin eine ausführliche
Detaillierung der Dienste gefunden, die der Marquis de Bougy dem
König geleistet hat. Sie erwähnen nicht nur seine Kriegstaten, sondern
auch sein Verhandlungsgeschick. Im Folgenden werden wir einige der
ruhmreichsten Momente seines Lebens sehen (G). Unter anderen Verletzungen
ist er auch fünf mal von einer Muskete getroffen worden (l).
(a) im Jahre 1649 und den folgenden
(b) nach einem dem Autor übermittelten Memorandum
(c) ebenda (Memorandum)
(d) ebenda
(e) ebenda
(f) Urkunden zur Errichtung des Marquisats de Bougy
(g) ebenda
(h) Memorandum
(i) aus obigem Memorandum
(k) nach dem Wortlaut der Verleihungsurkunde: Während dieser ganzen
Zeit hatten Wir sowohl von seiner Klugheit als auch von seiner Tapferkeit
eine so hohe Meinung, dass Wir ihn auch mit mehreren wichtigen Verhandlungen
betraut haben, besonders mit dem Herzog von Modena, als er sich
für Uns erklärte und 1648 seine Armee mit der Unseren vereinte.
(l) Verleihungsurkunde
(A) Er stammte aus von einer alten und adligen Familie aus der Basse-Normandie.
Er war Sohn von Michel Reverend de Bougy, Enkelsohn von Olivier-Reverend-de
Bougy & Urenkel von Michel Reverend de Bougy. Von den letzten Beiden
wird in der Geschichte von Mezerai gesprochen, wie man gleich sehen
wird. Man findet keine älteren Quellen in den Büchern, aber die
Titel der Familie gehen viel weiter zurück, obgleich sie ziemlich
unbestimmt sind; das Haus war einmal geplündert und einmal während
der Bürgerkriege des 16. Jahrhunderts in Brand gesetzt worden (1).
Mezeray erwähnt einen Bougy (2) unter den adeligen Herren, die sich
in Caen dem Herzog von Montpensier anschlossen, den Heinrich III.
in die Normandie geschickt hatte, um die Liga daran zu hindern,
ihm diese Provinz abtrünnig zu machen. Dieser Bougy war der Vater
von Olivier Reverend de Bougy, von dem derselbe Mezeray folgendes
berichtet: "Caen wäre verloren gewesen, wenn nicht die Entscheidungs-
& Urteilskraft von Olivier Reverend de Bougy, Adeliger dieser Stadt,
welche sich dort vorfand, dieses Eindringen zu verhindern. Er ging
mutig auf die Straße, warnte seine Freunde, mobilisierte die Einwohner
und in kluger Voraussicht dessen, daß die Feinde das Tor zur Brücke
schließen würden, schickte er einen seiner Leute, ein Holzbrett
auf den Torrahmen aufzunageln. So daß sie, als sie die Tür schließen
wollten, in ihrer Hast umso weniger auf dieses Hindernis aufmerksam
wurden.
Er erschien vor Ort mit 15 oder 20 Leuten, die sein Beispiel angefeuert
hatte. Seine Ankunft erstaunte die Gegner und brachte sie in Schwierigkeiten.
Da sie das Tor nicht schliessen konnten, drängte sich einer derer,
die ihn begleitet hatten, ein gewisser Riviere-Renouf, mit viel
Kühnheit und Mut in die Öffnung, schoss mit der Pistole den Herrn
La Motte-Corbiniere in den Kopf, und machte durch dessen Tod das
Unternehmen und seine Truppe zunichte. Die Stadt erkannte die ganze
Grösse der Gefahr erst, als sie vorüber war, und der König hat seither
Bougy das Zeugnis ausgestellt, daß seine Treue, die er auch bei
anderen Gelegenheiten bewiesen hatte, ihm bei diesem Anlass die
gesamte Basse-Normandie rettete. (3)"
(1) obiges Memorandum
(2) Mezerai, Geschichte von Frankreich, Bd III, S.776, ed.1685.
(3) dieselbe in Leben Heinrichs IV., S.1097, 1098.
(B) Der Marschall de Gassion empfand für ihn soviel Freundschaft
und soviel Wertschätzung. Man weiß, er starb an der Wunde, die er
bei der Belagerung von Lens erhalten hatte, als er versuchte einen
der Pfähle der Palissade zu lockern. (4). Er bekam einen Musketenschuss
in den den Kopf, fiel zu Boden und wurde sofort von seinem Cousin
de Gassion und von dem Marquis de Bougy aufgehoben, die allein ihm
gefolgt waren. Sie trugen ihn zurück in den Laufgraben. Er liess
sich nach Arras bringen: Mr de Bougy, der Marechal de Bataille war
(ANM: General, der die Aufstellung der Truppen in der geplanten
Schlachtordnung befehligt) begleitete ihn (5). Der sterbende Marschall
schenkte Bougy sein Schwert und sagte ihm, er sei von allen Franzosen
der Würdigste es nach ihm zu tragen. Das Regiment des Marschalls
wurde zwischen seinem Cousin Mr de Gassion und dem Marquis de Bougy
aufgeteilt.
(4)
Abbé de Pure, Das Leben des Marschalls von Gassion, Bd.IV, S.309,
ed.1647
(5) obiges Memorandum
(6) Es ist noch im Besitz der Familie.
(C) Dem Kardinal gelang es besser die Mitarbeit von Mr. de Bougy
nach dem Tod von Gassion zu gewinnen. Der Kardinal hatte ihn zu
Hofe gerufen, sobald er vom Tod des Maschalls de Gassion erfuhr,
und sagte ihm: "Ich biete Ihnen an, Ihr Freund an der Stelle dessen,
den Sie verloren haben, zu werden; die Treue, die Sie dem Marschall
stets erzeigt haben, hat mir so gefallen, dass ich Sie bitte, mir
ebenso treu zu sein, und ich entbiete Ihnen meine Freundschaft."
Mr. de Bougy antwortete ganz nach dem Wunsch des Kardinals, und
hielt sein Wort so gut, dass er ihn, als Seine Eminenz Frankreich
verliess, bis zur Grenze begleitete. Ich komme zurück, sagte der
Kardinal und ich werde Ihr Glück machen, aber als er zurück kam,
stellte er ihm in sein Hugenottentum in den Weg (7).
(7) aus demselben Memorandum
(D) Er hat nur ein Sohn hinterlassen. Nämlich Jean Jaques Reverend-de-Bougy,
der im Jahre 1655 geboren wurde und der 9 Jahre lang Kommandeur
des Regiment Collonel war, und seinen Dienst nur wegen seiner Religion
quittierte. Er ist dann nach Holland gegangen. Er wohnt in La Haie
(Den Haag), wo man ihn sehr schätzt. Er hat sich's ja auch verdient.
Er hat seinen einzigen Sohn verloren, seit er Frankreich verließ.
Es bleiben nur zwei Töchter aus seiner Heirat im Jahre 1674 mit
Elizabeth de Bar de Camparnau, welche von mütterlicher Seite von
dem bewussten Reniers abstammt, dessen Streit mit Veisins solche
besonderen Umstände zeitigte. So wird von Mr. de Thou (8) und Mr.
de Mezerai berichtet (9). Letztgenannter Historiker bemerkt, daß
er Lieutenant der Prinzen im Querci war. Die Bar von Camparnau,
sind von sehr gutem Adel. Die Bücher berichten davon, vor allem
die Geschichte der Belagerung von Montauban (10).
(8) Thuan Buch LII, S.1079, ad ann. 1572.
(9) Mezerai, Geschichte von Frankreich, Bd.III, S.259
(10) aus dem obigen Memorandum
(E) Die Mutter des Königs und der Kardinal Mazarin mischten sehr
wohlwollend in diese Heirat ein. Der Marquis de Bougy war der Überbringer
eines Briefes, welchen die Königin an das Fräulein de Callonge schrieb,
um sie zu bitten, ihn (freundlich) zu empfangen, weil er in ihrem
Auftrag komme. Sie fügte hinzu: Die Verdienste Ihres verstorbenen
Vaters machen es mir zur Pflicht, mich für Ihre Verheiratung zu
interessieren, ich glaube nicht, Ihnen eine bessere Partie verschaffen
zu können."(11)
(11) ebenda
(F) Von den guten Diensten des Vaters des Fräuleins. Es geht um
Jaques de la Chausade Baron von Callonge. Er war Gouverneur von
Montpellier in den vom Herzog von Rohan geführten Kriegen, dessen
naher Verwandter er war. Er war derjenige, der für die Reformierten
sprach, als der Frieden vor Montpellier geschlossen wurde. Siehe
hierzu die Historiker du Pleix und Girard in dem Buch über das Leben
des
Herzogs von Epernon; die Memoiren von Bassompierre, das Leben des
Herzogs von Montmorenci und mehrere andere Autoren.
Die Verleihungsurkunde des Königs für die Erhebung der Baronie von
Callonge zum Marquisat bezeugt, dass Jaques de la Chausade Kommandeur
eines Infanterieregiments im Dienste des Königs in Holland gewesen
war, dass er sich im Krieg durch seine Tapferkeit und seine Erfahrung
ausgezeichnet hat, durch eine Vielzahl glorreicher Aktionen insbesondere
in den Aufständen, die sich während der Gouverneurszeit
des Herzogs von Epernon in der Guienne abgespielt haben, während
derer er bei zwei Gelegenheiten dem Herzog eine beachtliche Hilfstruppe
von freiwilligen Adligen zuführte, was nicht wenig dazu beitrug,
die Autorität Seiner Majestät zu erhalten und die Aufständischen
niederzuwerfen.
In dem Kampf um Avein eroberte er die Kanone der Feinde, nachdem
er sie mit seinem Regiment von zwanzig Kompanien zurückgedrängt
und in die Flucht geschlagen hatte. Schliesslich (ist dort zu lesen),
dass sein Ruhm nicht auf die Grenzen dieses Königreichs beschränkt
blieb, denn er folgte dem Herzog von Candale in die Türkei, um den
Krieg gegen die Feinde des Christentums zu führen, wo er die Bombe
vor den Toren von Agliman zündete und als einer der ersten mit dem
Schwert in der Hand hineinstürmte, nachdem er sich schon vorher
in mehreren anderen Gefechten ausgezeichnet hatte (12).
Mademoiselle (Suzanne) de Callonge, seine andere Tochter, ist in
hohem Alter in Den Haag gestorben, was vor einigen Monaten geschah
(13). Sie war nie verheiratet gewesen. Das war ein Fräulein von
grosser Frömmigkeit und herausragenden Tugenden, die Hebräisch recht
gut verstand (14): Sie verließ Frankreich zu der Zeit, als man das
Edikt von Nantes widerrief. Die Geschichte von Mezerai spricht von
einem Callonge unter den adligen Herren aus der Provinz von Guienne, die
unter der Herrschaft von Karl IX. die Waffen ergriffen (15).
(12) aus der Verleihungsurkunde
(13) Dies wird im April 1701 geschrieben.
(14) siehe Colomiés, S.271, Gallia Orientalis.
(15) Mezerai, Bd.III, S.93.
(G) Wir werden gleich einige der glorreicheren Umstände seines Lebens
sehen. In der Schlacht von Rocroi kommandierte
er die Kompanie der Gendarmen von Gassion. Obwohl sein Fuss von
einem Musketenschuss zertrümmert wurde, ließ er sich nicht davon
abhalten in das gegnerische Bataillon einzudringen, wo sein Pferd
unter ihm durch Lanzenstiche und Schwertstreiche getötet wurde (16).
Ich habe hier den genauen Wortlaut in der Verleihungurkunde des
Königs zitiert. Im Jahre 1650 drang er mit 500 Pferden in die Stadt
St. Quentin ein und machte so den Eroberungsplänen der Spanier ein
Ende, durch die sich die Stadt in großer Gefahr befunden hatte.
Und als sie dann die Stadt Guise belagerten, gab er den Rat, 1200
Musketiere im Wald zu postieren, um die Belagerer von den Lebensmittellieferungen
abzuschneiden. Und das Geschick, mit dem er persönlich diese kühne
Operation ausführte, war einer der Gründe für die Aufhebung der
Belagerung dieser Stadt (17).
(16) Verleihungsurkunde
(17) Verleihungsurkunde
Als der Hof beschlossen hatte, Paris im Jahr 1651 zu verlassen,
nachdem der Prinz de Conde seine niederträchtigen Pläne enthüllt
hatte, ließ die Königin sofort Mr. de Bougy kommen, der zu dieser
Zeit in Flandern war. Als sie ihn gestiefelt und gespornt in ihr
Zimmer kommen sah, rief sie: "Hier ist Bougy, ich habe keine Angst
mehr." Daraufhin richtete sie das Wort an ihn und sagte ihm, sie
habe ihn kommen lassen, um ihm die Person des Königs und ihre eigene
anzuvertrauen. In der Tat, er brachte sie (Anna von Österreich,
Louis XIV und Mazarin) nach Fontainebleau. Man beachte, er war zu
dieser Zeit nur Marechal de camp und es gab am Hof weit höher gestellte
Offiziere (18). Aber die Königin vertraute nicht allen, oder vielmehr:
Sie mißtraute fast allen.
(18) aus obigem Memorandum
Als Mr de Bougy von Flandern aufbrach (19), hatte er einer Abteilung
der Kavallerie befohlen, ihm zu folgen und war per Post vorausgefahren.
Er erfuhr, sobald er den Hof nach Fontainebleau geführt hatte, dass
die Truppen des Prinzen (Condé) sich Gien näherten, um es einzunehmen.
Er schickte den Truppen in Flandern, die Befehl hatten, ihm zu folgen,
einen Kurier, und bat sie, um seinetwillen so schnell zu kommen,
wie sie könnten. Der Kurier traf auf sie, als sie in ihre Quartiere
gingen. Als sie die Order sahen, liessen sie nur füttern und stiegen
sofort wieder aufs Pferd. Sobald sie ankamen, setzte sich M. de
Bougy an ihre Spitze. In Gien angekommen liess er das Tor auf der
Seite der Truppen des Prinzen öffnen. Er griff sie so plötzlich
an, dass sie zurückgeschlagen wurden. Und er machte drei Generäle
zu seinen Gefangenen.
(19) ebenda
Während er die Fliehenden jagte, fiel ihm ein verschreckter junger
Mann auf, und er fragte ihn nach seinem Namen. Er hörte, daß es
der Sohn einer der höchsten Verwaltungsbeamten von Bourges war,
und er fragte: "Wollen Sie Ihrem Vater einen Brief bringen? Die
Königin hält ihn für einen ihrer besten Diener." Der Junge versprach,
den Brief zu überbringen und sofort schrieb Mr. de Bougy dem Magistraten,
daß er die Truppen des Prinzen besiegt habe und daß er jetzt direkt
auf Bourges rücke. Der Prinz von Conti war dort gerade angekommen
und hatte den Rat der Stadt um sich gesammelt, um sie zu zwingen,
sich für ihn zu erklären.
Der junge Mann kam: Der Prinz von Conti lachte über den Brief und
hielt ihn für eine List, und ging in ein anderes Zimmer, um selbst
eine Antwort zu schreiben, die man dem Mr de Bougy geben sollte.
Während er seinen Brief schreibt, sieht man die Verletzten ankommen,
die die Richtigkeit der Nachricht bestätigen. Daraufhin erklären
die Magistraten, das er sich zurückziehen solle, und das sie treu
bleiben wollten (20).
Der Prinz zog sich nach Mouron und von dort in die Guienne zurück
(21). Mr de Bougy erhielt die Order, ihn unter dem Kommando des
Grafen von Harcourt zu verfolgen. Der genehmigte ihm, mit 500 Pferden
den Né-Fluss in Xaitonge zu passieren, und eine weitflächige Landschaft
aus Wasser und Moor, die sehr gefährlich ist. Dahinter befanden
sich die Rebellen mit 4000 Pferden und 5000 Fußsoldaten. Er zerschlug
zwei ihrer Hauptquartiere und nahm 500 Reiter, darunter Offiziere,
gefangen.
(20) aus obigem Memorandum
(21) Verleihungsurkunde
Bei der Belagerung von Capdequiers in Katalonien war er befehlshabender
Generalleutnant. Als die angreifenden Truppen von der Bresche zurückgeschlagen
wurden, entriss er einem Sergeanten die Hellebarde, sprang als erster
auf die Bresche und riss die Soldaten durch sein Beispiel mit. Er
wurde von einem Musketenschuss getroffen, aber hielt aus, bis die
Stadt eingenommen war. Man gab ihm den Gouverneursposten, obwohl
es nicht mehr in Mode war, so die hugenottischen Offiziere zu belohnen
(22).
(22) aus obigem Memorandum
Mein
großer Dank für diese professionelle Überarbeitung
einer ersten laienhaften Übersetzung aus dem Französischen
gilt der Übersetzerin und Hobbygenealogin Colette Llorca.
(www.llorca.ovh.org, gw.geneanet.org/cwelcker)
Erstellt zu Mönchengladbach-Rheydt im Jahre 2010 von Wellem
Bougie.
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1998 - 2013 Familienverband Bougie
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